Mensch und Holz – eine uralte Beziehung
Von Kind auf wird unser nächster Lebensraum durch Holz geprägt. Holz ist gleichermaßen Bau- und Werkstoff, Material für Spielzeug, alltägliche Gebrauchsgegenstände und Musikinstrumente…, ein Material, das uns so vertraut ist, dass wir es gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Seit jeher ist Holz einer der Eckpfeiler unserer Zivilisation. Wenn uns also Stein-, Bronze-, und Eisenzeit geläufig sind, warum nicht auch eine “Holzzeit”.
Lebensbaum
Der Wald ist im Leben der Menschen allgegenwärtig. Wald ist eine Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren. Darüber hinaus erfüllt er aber auch noch eine Vielzahl weiterer lebenswichtiger Aufgaben für die Wirtschaft und unsere Umwelt. So hat der Wald der Nutz-, Schutz,- Wohlfahrts- und Erholungswirkung gerecht zu werden. Dies wiederum bedingt eine entsprechende Behandlung des Waldes zur Sicherung besagter Funktionen. Für den Waldeigentümer ist die Nutzfunktion von lebenswichtiger Bedeutung. Nutznießer des Waldes sind aber auch alle nachgelagerten Wirtschaftszweige sowie die Konsumenten.
Das berühmteste Bauwerk aus der Frühgeschichte der Menschheit ist jedem Kind bekannt: Die Arche Noah hatte laut der genauen biblischen Angaben fast dieselbe Wasserverdrängung wie die Titanic. Holz ermöglichte seit Urzeiten das Überleben der Menschen, es gilt als unser ältester und vielseitigster Weggefährte. Als Baumaterial gibt es Schutz und Geborgenheit in der Behausung, als Werkzeug erleichtert es die tägliche Arbeit. Der Holzpflug trug dazu bei, die Ernährung zu sichern. Nicht nur Technik und Alltag wurden seit jeher von Holz bestimmt. Auch das Kunstschaffen wäre ohne Holz unvorstellbar. Die ersten Instrumente des Menschen waren aus Holz. Wir leben in der Holzzeit. Aber wir sind uns dessen nicht bewusst. Holz bestimmt unsere Lebensräume, unseren Alltag. Und wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Was kann Holz? Unendlich viel. Holz war und ist ein unverzichtbares Element in Handwerk und Kunst, in Wirtschaft und Technik, für Lebensqualität und Gesundheit, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Holz ist ein altbekannter Stoff, den man mit neuen Augen sehen muss. Erst dann erkennt man seine Bedeutung. In der Umgebung von Holz fühlen sich die Menschen ganz einfach wohl, weil Holz alle Sinne anspricht: Behaglichkeit, Geborgenheit und Wärme.
Holzarten
Fichte, Rottanne (Picea abies)
Ein Nadelbaum mit einzeln stehenden, kurzen Nadeln. Die braunen, hängenden Zapfen tragen geflügelte Samen. In tieferen Lagen gedeiht die Fichte zu einem stattlichen Baum mit spitzer Krone.
Tanne (Abies alba)
Die Tanne hat in Österreich mit 4,6% einen relativ geringen Anteil am Holzvorrat des Wirtschaftswaldes. Sie kommt bis zu einer Seehöhe von 1.800 Meter vor. Die Rinde ist weißlich-grau, die Nadeln sind flach, an der Spitze eingekerbt und an der Unterseite mit zwei weißlichen Längstreifen versehen. Tannenholz ist Fichtenholz ähnlich, aber ohne Harzgallen, leicht zu imprägnieren und witterungsbeständig. Besonders geeignet ist Tannenholz deshalb für den Saunabau und für Sitzgelegenheiten im Freien.
Lärche (Larix deciolua)
Lichtbedürftiger Hochgebirgsbaum. Pioniergehölz auf Bergsturzgelände, alten Vermurungen und Anbrüchen. Geringer Einfluß auf Bewindung und Schneeverteilung. Nadelabfall im Herbst, daher keine Schädigung durch Pilze. Gefährdung durch Schneedruck. Wertvolles Bauholz.
Grauerle (Alnus incana)
Vielseitiger Strauch mit eiförmigen, scharf doppeltgesägten Blättern. Die Zapfen sind eirund, sie verholzen und bleiben lange am elastischen Strauch. Die Grauerle ist sehr verbreitet und in schattigen Runsen häufig bestandbildend, der einzige natürliche Laubbaum der inneralpinen Täler. Zum Boden-, Böschungs- und Uferschutz geeignet.
Birke (Betula pendula)
Unser lichtbedürftigstes Laubholz vermag auf ärmsten Böden zu wachsen. Sie meidet jedoch reine Kalk- und Moorböden. Am besten gedeiht sie auf frischen, lehmigen Sandböden. Sie wird nur circa 100 Jahre alt und 20-25 m. hoch. Auf Grund ihrer weißen Rinde ist sie als Park- und Gartenbaum geschätzt. Das helle, rötlichweiße Holz ist hart, zäh und elastisch. Es wird als Drechsler- und Schnittholz und für die Erzeugung von Spielzeugen gerne genommen.
Haselnuss (Corylus avellana)
Buschiger, bodenfestigender Großstrauch bis 7 m. Er ist anspruchsvoll und bevorzugt nährstoffreiche lockere Böden. Die Haselnuss ist stark ausschlagfähig und kann ca. 60 Jahre werden. Der weitverbreitete Strauch ist vor allem an Waldrändern zu finden. Die wohlschmeckende Frucht dient als Nahrung für Waldtiere, das harte, zähe Holz findet für Werkzeuge vielseitige Verwendung.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Häufiger, schattenertragender Strauch in Hecken und Flurgehölzen bis ca. 1.200 m Seehöhe, an Waldrändern, in Auwaldgesellschaften und in feuchten, krautreichen Wäldern. Der 3-7 m hohe, einzelstehende Strauch ist, oft nahe bei Gebäuden, ein abwechslungsreiches Landschaftselement. Seine Eigenschaften sind schnelles Wachstum und Ausschlagfähigkeit. Die Blüten werden zur Saftherstellung, die Beeren für Marmelade und zum Schnapsbrennen verwendet. Das Holz ist gelblich-weiß, glänzend, kernlos und hart.
Vogelbeere, Eberesche (Sorbus aucuparia)
Sie ist nahezu der einzige Laubbaum im hochsubalpinen Waldbereich (bis 2.300 m Seehöhe in den Zentralalpen). Die Vogelbeer ist in allen Höhenlagen unabhängig von Klima und Boden zu finden. Die frostharte Licht- bis Halbschattbaumart ist eine ausschlagfähige Vorwald- und Pionierbaumart. Der bis 17 m hohe und bis zu 120 Jahre alt werdende Baum ist einzelstehend oder als Allebaum ein charakteristiches Landschaftselement im Alpenbereich. Sie ist ein beliebtes Begleitholz bei Bepflanzungen, ist aber stark verbißgefährdet. Das harte Holz wird für Wagenarbeiten verwendet. Die Früchte liefern einen hochwertigen Schnaps.
Zirbe, Arve (Pinus cembra)
Kontinentaler Hochgebirgsbaum (tiefe Winter-, hohe Sommertemperaturen) langsam-
wüchsig, genügsam und windhart. Die buschigen Nadeln, 5 in einen Quorl, und elastischen Äste wirken als Windbremse und vermögen viel Schnee aufzunehmen – daher hohe Schutzfunktion. Wertvolles Naturholz. Verwendung als Möbel-, Modell- und Schnitzholz. Die Kandelaberbildung, und Mehrwipfeligkeit ist eine typische Wuchsform der Zirbe in Hochlagen. Um gegen Wind und Schnee das Standvermögen zu erhöhen, bildet die Zirbe Spezialwurzeln aus, sogenannte Ankerwurzeln.
Linde (Tilia cordata)
Das Holz der Linde findet für Schnitzer- und Drechslerwaren vielfache Anwendung. Es wird besonders für Heiligenfiguren, größere Kruzifixe und Altargegenstände, oder für Hirsch-, Gems- und Rehköpfe, Holzschuhe etc. verarbeitet. Weiters werden aus diesem Holz Büchsen gedreht, Löffel geschnitzt, und verschiedene Kinderspielzeuge gefertigt.
Roßkastanie (Aesculus hippocastanum)
Mittelgroßer, selten großer, schön belaubter Baum. Anfänglich Pfahlwurzeln, später kräftig entwickelte Seitenwurzeln. Blütezeit Mitte Mai bis Mitte Juli. Die Kastanien reifen und fallen im Oktober ab. Der Baum wächst im ersten Jahrzehnt langsam, dann rasch. Kann im Bestandesschluß 20 – 25 m hoch, im Freistand unter günstigen Verhältnissen mehrere Meter dick und über 1000 Jahre alt werden. Außerordentliches Stockausschlagvermögen. Ist sturmfest und ein Baum des Berglandes. Das Holz ist dem Eichenholz ähnlich, jedoch ohne sichtbare Markstrahlen. Rinde und Holz sind gerbstoffreich.
Zukunftaspekte
Mischwälder sind im Gegensatz zu Reinbeständen resistenter gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall. Neben der ökologischen Vielfalt sprechen diese Argumente für eine verstärkte Förderung des Mischwaldes.
Funktionen des Waldes
Neben der Holzproduktion (Nutzfunktion) gewährt der Wald im Gebirge Schutz vor Hochwasser, Muren, Lawinen und Steinschlag. (Schutzfunktion)
Weiters speichert und reinigt er Wasser, filtert die Luft und produziert Sauerstoff. Nicht zuletzt bietet er bestes körperliches und seelisches Ausspannen. (Erholungsfunktionen)
Wasserhaushalt
Rückhalt von Niederschlagswasser im Waldboden, in den Baumkronen und Eigenwasserverbrauch (40.000 Liter Wasser täglich pro 1 ha Wald) bremst den Abfluß.
Gefahren durch Hochwasser und Erosion werden abgeschwächt. Als bester biologischer Wasserreiniger sorgt der Waldboden für gesundes und reines Trinkwasser.
Lufthaushalt
Der Wald wirkt als luftreinigender Filter. So enthält etwa 1 Liter Luft im Industriegebiet 800.000 Staubteilchen, im Stadtgebiet 150.000 Staubteilchen und im Wald nur 500 Staubteilchen. Der Wald fängt Staub auf. So vermag 1 ha Wald jährlich ca 50 Tonnen Staub aufzunehmen.
Wind- Schall- und Temperaturschutz
Der Wald bremst den Wind: Er verhindert Abtrag und Aushagerung des Bodens, vermindert der Verdunstung und verzögert die Schneeschmelze. Der Wald dämpft Lärm.
Der Wald gleicht Temperaturen aus: Im Sommer kühler, im Winter wärmer als im Freiland.
Aufforstung in Hochlagen
Der Wald ist auf Dauer der billigste Schutz vor Hochwasser, Muren, Lawinen und Steinschlag. Durch die Entwaldung entstanden Verhältnisse, die zusätzlich zur kurzen Vegetationsperiode jedes Aufkommen junger Forstplanzen außerordentlich erschweren: Beweidung, Schneedruck, Pilz und Insektenbefall, Vertrocknen, Erfrieren, Überhitzen und starke Bewindung.
Almen
In Tirol wird die Almwirtschaft seit über 2000 Jahren betrieben. Auf der Almweide sucht das Vieh während des Sommers das Futter selbst. So wird die Arbeit am Hof für die Bauernfamilie erleichtert. Nur die jährlich wiederkehrende Viehauftrieb sorgt für die grüne, blumige Alm.
Waldgrenze
Die Waldgrenze wurde im Lauf der Jahrhunderte durch menschlichen Einfluß herabgedrückt: Rodungen für Almen und Bergmähder (Asten) sowie die Deckung des damaligen hohen Holzbedarfes in Landwirtschaft und Bergbau bewirken diesen Effekt. Sträucher (Almrose, Zwergwacholder, Heidelbeere) eroberten große Teile dieser ehemaligen Waldgebiete. Beispiele für die natürliche Waldgrenze sind auf den Berghängen der gegenüberliegenden Talseite zu sehen.
Lawinenschutz
Im Winter sorgt der Wald für eine gleichmäßige Schneeverteilung. Er verhindert so das Abbrechen und Abgleiten der Schneemassen. Die Bäume unterbinden das Entstehen einer geschlossenen Schneedecke. Er kann bis zu einem gewissen Maß losgebrochene Lawinen zurückhalten.